Der Elektro-Tretroller im Harley-Stil, made in Dresden Scrooser

Das Dresdner Startup Scrooser Manufactory baut einen Tretroller mit Elektromotor im Harley-Davidson-Stil und wirbt dafür auf Kickstarter um das Geld von Einzelinvestoren. Ein Schnäppchen wird das völlig neuartige Verkehrsmittel nicht. Wenn es nach Erfinder Jens Thieme geht, soll es aber gerade das auch nicht sein.

Scrooser: Tretroller mit Elektromotor

Scrooser: Tretroller mit Elektromotor

Chic sieht er aus, der Scrooser, optisch irgendwo angesiedelt zwischen einem Tretroller, einer Harley Davidson und dem Batpod aus “The Dark Knight”. Dabei ist es ein Roller für den Bürgersteig, angetrieben mit Muskelkraft und als Unterstützung mit einem Elektromotor. Das Prinzip ähnelt also dem eines E-Bikes (Pedelecs), nur dass der Scrooser ein Tretroller und kein Fahrrad ist.

Dahinter steckt ein kleines Unternehmen aus Dresden mit dem international schön klingenden Namen “Scrooser Manufactory” oder, auf Deutsch, der iFPE GmbH & Co. KG. Finanziert wurde das Projekt bereits mit Investorengeldern in Höhe von 450.000 Euro, im Mai 2014 sollen so oder so die ersten E-Roller ausgeliefert werden. Trotzdem werben die Dresdner nun auf Kickstarter um ein kleines Zubrot in Höhe von mindestens 120.000 US-Dollar; eine Aktion, die sicherlich auch ein wenig Werbung sein soll.

Der Scrooser kann seinen Benutzer mit bis zu 25 km/h unterstützen. Technisch wäre auch mehr möglich, dann aber dürfte und sollte man ihn nicht mehr ohne Helm und Nummernschild benutzen. Der Li-On-Akku für den Elektromotor hält je nach Nutzung etwa 30 Tage durch – wenn man annimmt, dass der Fahrer täglich 1 bis 2 Kilometer damit zurücklegt. Wieder aufladen lässt er sich dann recht schnell in 1 bis 3,5 Stunden.

Würde eine 80 Kilogramm schwere Person mit der Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h fahren, käme der Scrooser 30 bis 32 Kilometer weit. Energiesparender ist der so genannte “Impulse Drive”: Der Scrooser erkennt, mit welcher Geschwindigkeit der Fahrer sich abstößt und vervierfacht diesen Impuls. Damit erreicht der Roller eine Geschwindigkeit von 15 bis 17 km/h und kommt mit einer Akku-Ladung etwa 55 Kilometer weit. Im Kickstarter-Video erklärt das Unternehmen, wie der Scrooser funktioniert:

 

Es wirkt elegant: Ohne viel Muskelkraft scheint man mit dem Scrooser recht flott unterwegs zu sein. Das Startup weist darauf hin, dass man den Roller in Deutschland auch ohne Helm und Nummernschild und auf dem Bürgersteig fahren darf. Ideal sei er dafür, um gut gekleidet und unverschwitzt zum Zielort zu gelangen, was mit einem Fahrrad nicht ohne Weiteres möglich ist.

Das völlig neue Verkehrsmittel ist kein Schnäppchen

Der Rahmen ist aus Aluminium, der Griff aus Stahl. Mit zwei Hydraulikbremsen lässt sich der Scrooser abbremsen, mit einem Drehgriff beschleunigen. Wer sich während der Fahrt einmal hinsetzen möchte, hat auf dem 70 Zentimeter hohen Sitz die Möglichkeit dazu. Der Motor ist auf 0,25 KW Leistung gedrosselt. Eigentlich brächte er immerhin 1 KW Leistung oder 1,36 PS. Der Preis dafür auf Kickstarter: 4.850 US-Dollar und im Early-Bird-Package 3.950 Dollar. In Deutschland soll der Scooter in der einfachen (“Pure”-) Ausführung 3.970 Euro kosten, in der edleren “Prime”-Version 4.500 Euro. Das sind Preise, für die man auch ein solides E-Bike oder einen halbwegs brauchbaren Motorroller bekommt. Mit denen wird der Scrooser konkurrieren.

Für einen Massenmarkt klingt der Preis viel zu teuer. Dafür ist er allerdings auch nicht gedacht, wie mir Erfinder Jens Thieme am Telefon überraschend erklärt: “Zielgruppe des Scrooser sind trend- und umweltbewusste, durchaus vermögende Menschen, die täglich nur kurze Strecken zurücklegen und zeigen wollen, was sie haben”, so Thieme. Das seien Menschen, die nicht jeder gerne möge, ähnlich wie den Porsche-Cayenne-Fahrer an der Kreuzung, die aber genau ein solches Produkt suchten. Oft legten gerade diese Menschen nur kurze Strecken innerhalb der Stadt zurück. Eine Autofahrt würde sich dafür nicht lohnen; ein Fahrrad wäre nicht chic genug. 

“800 Meter waren mir zu weit”

Thieme, so sagt er, hat 17 Jahre lang Versicherungen verkauft und war in der Zeit eigentlich nur mit dem Auto unterwegs. “Selbst die 800 Meter mittags vom Büro in ein Restaurant waren mir zu Fuß zu weit.” Er suchte eine Alternative, das Fahrrad kam für ihn nicht in Frage, und da er sonst nichts fand, ersann er die Idee eines modischen Tretrollers mit Fahrunterstützung. Nur zwei Jahre soll die bisherige Entwicklung des Scroosers gedauert haben, die Idee schwirrt Thieme aber schon länger im Kopf herum.

Mir persönlich gefällt die Idee eines solchen Gefährts als Alternative zu Rad und Motorroller. Schade, dass sie außerhalb meiner Preisklasse liegt. So rechne ich damit, dass der Scrooser, ähnlich wie der Segway, kein Massentransportmittel werden und man ihn nur sporadisch im Straßenverkehr antreffen wird.

 

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